Lycos Europe am Ende

Marcs

Legendäres Mitglied
Lycos, einst grösstes europäisches Internetportal, gibt auf.
Der grösste Geschäftsteil wird verkauft, rund 500 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Verkauft werden sollen unter anderem die mit 2/3 des Umsatzes grössten Bereiche. Das Domain- und Webhostinggeschäft, das Shoppinggeschäft sowie das dänische Portal sollen sofern ein akzeptabler Preis erzielt werden kann ganz abgestossen werden.

Lycos ist mit 76,7 Mio. Umsatz (2007) eines der grössten Internetunternehmen in Europa und beschäftigt knapp 700 Mitarbeiter.
Bertelsmann und Telefonica halten jeweils 32,1% der Anteile, die übrigen Anteile befinden sich im freien Verkauf. Die Suche nach einem Käufer der Anteile war bislang erfolglos, deshalb steht das Ende der Ära Lycos kurz bevor.

Quelle: dbp

QUOTE Haarlem / Niederlande, 26. November 2008 - LYCOS Europe N.V. ("LYCOS"), einer
der führenden Anbieter von Internetportalen und Online-Werbung, Hosting,
Domains und Preisvergleichsplattformen in Europa, veröffentlicht heute das
Ergebnis seiner strategischen Prüfung.

Während der letzten Monate haben das Management und die Aufsichtsräte von LYCOS
eine strategische Prüfung mit dem Ziel durchgeführt zu entscheiden, welches der
beste Weg vorwärts für die Gesellschaft und ihre Aktionäre sei. Als Teil dieser
Prüfung wurden Möglichkeiten eines Wechsels der Anteilseignerbasis oder
Anteilseignerstruktur geprüft sowie Möglichkeiten für den Verkauf des Geschäfts
als Ganzes, sowie der separate Verkauf einzelner Geschäftsbereiche oder
Vermögenswerte, Restrukturierung und Teilliquidation des Geschäfts.

Basierend auf dem Ergebnis dieser strategischen Prüfung haben die
Geschäftsführung und der Aufsichtsrat von LYCOS beschlossen, dass die beste zur
Verfügung stehende Option für die Gesellschaft
(i) der Verkauf der Geschäftsbereiche Domain, Shopping und der dänischen
Portalaktivitäten sowie
(ii) eine Beendigung der Portal- und Webhostingaktivitäten ist.

In Zusammenhang mit dieser neuen Strategie beabsichtigt LYCOS, noch vor Ablauf
des Jahres 2008 eine Barausschüttung an die Aktionäre in einem Gesamtbetrag von
50 Millionen Euro vorzunehmen.

Die Umsetzung der neuen Strategie steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der
LYCOS Hauptversammlung, welche am 12. Dezember 2008 in Amsterdam, Niederlanden
stattfinden wird. Die vollständige Tagesordnung sowie weitere Informationen
hinsichtlich der vorgeschlagenen neuen Strategie sind auf der LYCOS Webseite
verfügbar.

 
Heftig, da Lycos ja eigentlich eine recht starke - da bekannte - Marke ist. Aber die Marktbereinigung wird sicher noch weitergehen...
 
wenn ich mir vorstelle das so 98/97 diese firma schon existierte und nun verschwindet - verschwindet wohl auch ein internetgrufti - gibts glaub nur noch tripod aus dieser zeit...

mano ich war damals schon im www aktiv - da kommt man sich direkt alt vor
biggrin.gif
 
Laut Heise soll das unprofitable Webhosting- und Portalgeschäft abgewickelt werden.

Das stimmt auch mit dem Inhalt dieser Ad-Hoc-Meldung überein:


QUOTE Basierend auf dem Ergebnis dieser strategischen Prüfung haben die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat von LYCOS beschlossen, dass die beste zur Verfügung stehende Option für die Gesellschaft (i) der Verkauf der Geschäftsbereiche Domain, Shopping und der dänischen Portalaktivitäten sowie (ii) eine Beendigung der Portal- und Webhostingaktivitäten ist.


PS: Derselbe Text steht auch schon oben in der Originalmitteilung. Witzig ist, wenn die PM dann 'routinemäßig' mit dem Block schließt:


QUOTE Über Lycos Europe LYCOS Europe (ISIN NL0000233195) ist einer der führenden Anbieter von Internetportalen und Online-Werbung in Europa und den USA mit einem Netzwerk von Websites in sieben Sprachen. Das Unternehmen kombiniert Such- und Kommunikationsdienstleistungen mit Online-Communities, Content-Angeboten, Shopping, Homepage-Building und Domainregistrierung und spricht auf diese Weise eine Reihe verschiedener Zielgruppen an.
 
Ich finde dies einfach nur extrem hart, wenn man bedenkt, wie omnipräsent Lycos ist .. wieviele renommierte Webseiten auch Lycos ins Leben gerufen hat, bzw. aufgekauft hat...

Heftig! Bin mal gespannt, wie es da weitergeht!

 
QUOTE Heftig, da Lycos ja eigentlich eine recht starke - da bekannte - Marke ist.


Ist Lycos wirklich bei der Masse noch so bekannt? Die Zeiten des bellenden Lycos Hund in der TV-Werbung sind doch schon längst vorbei.


QUOTE Aber die Marktbereinigung wird sicher noch weitergehen...


Ich sehe das genauso. Vor allem vieles vom Web 2.0 Community Quatsch wird verschwinden. Mir ist es schon immer ein Rätsel gewesen, wie die meisten überhaupt Geld verdienen wollen. Mit Werbung wird man halt nicht reich, wenn die Traffickosten überproportional steigen. Das ist das Hauptproblem an diesen Web 2.0 Portalen. Da sind doch meistens nur Gaffer unterwegs, die wie wild rumklicken, aber sich nicht/wenig für Klick- und andere -Werbung interessieren.
 
Puh, bei Heise gibt es einen zweiten Artikel.

Lycos Europe hat offenbar nie Geld verdient. 641 Millionen Euro hatte der Börsengang im Jahr 2000 gebracht.

Wenn man das liest, dann hat man den Eindruck: Wer zuviel Geld hat (hier: der Sohn des Bertelsmann-Chefs), der schießt viel zu lange Geld nach bzw. bzw. ist viel zu lange bereit, ein Minus zu ertragen, anstatt das strukturell zu ändern.

So lange rote Zahlen zu produzieren kann sich ein Gründer ohne Millionen gar nicht leisten. Der muß von vornherein auf den Ertrag, auf ein Plus achten.

PS: Beim Tagesspiegel gibt es weitere Infos:

QUOTE In den ersten neun Monaten 2008 war ein Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 23 Millionen Euro bei einem Umsatz von 46,9 Millionen Euro eingefahren worden. Die Einnahmen aus dem Börsengang im Jahr 2000, der einen Nettoerlös von 641 Millionen Euro in die Unternehmenskasse gespült hatte, sind bis auf 130 Millionen Euro liquide Mittel geschrumpft.


Ein Verhältnis von Umsatz zu Verlust von 2:1 bzw. von Umsatz zu Gesamtkosten von 2:3.
 
Also, wenn ich sehe, wie deren Webhosting- und Domaingeschäft geführt wird, wundern mich die Verluste in diesem Bereich nicht wirklich.

Aufgrund der Insolvenz eines anderen Anbieters für Domainregistrierungen habe ich da gerade einen Haufen zu Lycos umgezogen.

Da jedoch deren Bestellvorgangsroutine schon zahlreiche Fehler aufweist, wird dies bei den meisten potentiellen Kunden schon zu einem frustierten Abbruch vor Bestellabgabe geführt haben. Wenn man sich dann kreativ doch durchgeschlängelt hat (teilweise muss man Folge-URLs selbst konstruieren
wink.gif
- erhält man am Schluss eine Leistung für 0,- Euro <- so lässt sich letztlich auch kein Gewinn machen.

Das Lycos wiederum seine Leistung (bei Domains) über United-Domains abwickelt (welche selbst Lycos gehört), die aber wiederum über Key Systems abwickeln, fragt man sich schon, wie bei diesen Preisen von teilweise eben 0,- Euro da etwas rumkommen soll
wink.gif
Natürlich kann man dadurch Kunden gewinnen, aber dann sollte der Prozess eben auch automatisch einwandfrei ablaufen, so dass für Lycos keine Kosten für Support entstehen. Ein Produkt für 0-7 Euro im Jahr anzubieten, für dass man dann Support leisten muss, kann rechnerisch nicht lange gutgehen.

Schade finde ich es aber insbesondere für die Mitarbeiter - ich war doch sehr positiv überrascht von der fachlichen Kompetenz des telefonischen Supportteams - man merkte da auch sofort, dass man mit Mitarbeitern und nicht Callcenter-Agenten spricht. Und diese Mitarbeiter waren auch sofort kompetent, ähnlich wie übrigens auch bei United-Domains, aber eben ohne United-Domains Apothekenpreisen.

United-Internet oder Freenet wird vermutlich trotzdem zuschlagen. Dann bin ich aber wieder weg. Und leider wird dies, gerade im Domainbereich, wieder zu einer weiteren Marktverengung führen, insbesondere, wenn sich United-Internet mit Lycos auch United-Domains einverleibt.
 
Krass, die Lycos Aktie ist ja voll der Penny-Stock !!! Aktuell 0,27 Euro. Laut Onvista haben die eine Marktkapitalisierung von 44,82 Mio Euro. Von mir aus, kann die Marke Lycos vom Markt verschwinden. Kennt vermutlich sowieso kaum noch jemand.
 
QUOTE (Rainer @ Do 27.11.2008, 10:53) Kennt vermutlich sowieso kaum noch jemand.

Das wage ich mal zu bezweifeln...
 
QUOTE (SaoCala @ Do 27.11.2008, 12:29)
QUOTE (Rainer @ Do 27.11.2008, 10:53) Kennt vermutlich sowieso kaum noch jemand.

Das wage ich mal zu bezweifeln...

Ich nicht, in Bezug auf Otto-Normal-Bürger.
Lycos Werbe-Zeiten sind seit Jahren passe...
 
QUOTE (TSc @ Do 27.11.2008, 14:49) Ich nicht, in Bezug auf Otto-Normal-Bürger.
Lycos Werbe-Zeiten sind seit Jahren passe...

Das sagt man jetzt so einfach. Da aber die bekannte united-domains.de 100% Lycos gehört, ist das wohl das Domaingeschäft und die werden sehr aktiv umworben in allen grösseren Magazinen und auch im Internet. Wenn die dort dicht machen, wären dort 1,3 Mio Domains betroffen und das finde ich ziemlich krass. Oder sehe ich das falsch?
 
Nein,

1,3 Mio Domains sind definitiv krass!
wink.gif


Bin gespannt, wie sich das Ganze jetzt noch weiterentwickelt. Hängt ja einiges an dem Ding dran.
 
Mir persönlich tut es wirklich leid für Lycos.. Ich hatte meine erste Email-Adresse von Lycos, meine ungenutzten Domains sind bei Lycos, ich bin bei LycosIQ aktiv usw.
Lycos ist in mehreren Ländern tätig und die Marke ist wohl sehr bekannt, wenn man sich wenigstens die Anzahl der LycosIQ Nutzer anschaut. Schade..
 
Mein erster Gedanke war, ja schockierend, dass es so gekommen ist, wie man sich das sowieso schon dachte. Wann war man denn schon auf Lycos. Oder wer hat einem jemals erzählt, klick mal auf Lycos. Es war doch immer schon veraltet und konservativ im Sinne von nur nichts ausprobieren. Jetzt lese ich dass Bertelsmann und Telefonica (Spain) 66% von Lycos halten. Na besser geht es doch nicht.
biggrin.gif
tongue.gif
War es nicht Bertelsmann, die die Buchpreisbindung durchgesetzt haben? Die Autoren verdienen bestenfalls 0,30 bis 1,20 € pro Buch. Und für was kauft man die schönen Vollautomatisch hergestellten Papierdinger? für 15-25 €. Ist es nicht gut, dass Bertelsmann mal einen kleinen Nasenstüpser bekommt. Bertelsmann ist ja wohl die größte Firma weltweit. Neben Nestle und Unilevers gehört denen fast alles. Das sind zigfache Milliardäre, Wenn nicht sogar Billionäre. Was sind da schon 700 Millionen. Wäre es nicht bei Web 2.0 an der Zeit, dass die Autoren 6-12€ pro Buch durch Direktverkauf von ihren Internetseiten verdienen und nur 4-5 € in die Produktion geht? Firmen, die bis heute noch nicht verstanden haben, dass es auch eine Demokratisierung im Handel und im Kommerz gegeben hat, wie zB Bertelsmann (gehört denen nicht auch AOL und Compuserve?? mir war so..) solche Firmen kann man und muss der Markt abstrafen. Das Internet ermöglicht einen fairen Handel zwischen Produzent und Käufer bzw zwischen Musiker/Autor /Tischler usw und dem kleinen Käufer. Firmen, die das nicht verstehen, die denken 'Ja, ja, Demokratie ist ganz ok, hauptsache wir, die Industriellen, bestimmen wo's lang geht' diese Firmen werden glücklicher Weise nach und nach einen Abgang machen. Wer es nicht glaubt, braucht sich nur zu fragen, was mit der Musikindustrie passiert ist. Oder hat hier irgendein Leser jemals einen Betrag für das mp3 Format an die Fraunhofer Gesellschaft gezahlt? Na? Wieviel mp3 habt ihr Zuhause? Und wieviel Konvertierungsprogramme? Und wann würdet ihr was für Musik bezahlen? Genau nur dann, wenn ihr den Musiker wirklich wert schätzt und gut findet. Das bezeichne ich als demokratisierung im Kommerz.Und so ist es vom normalen Menschenverstand auch richtig. Also Lycos? Kann wohl weg. Lycos ist für die so wertvoll, wie für uns der Kauf eines 400€ Fernsehers. Das werden die verkraften. Und die Seiten die auf Lycos gesetzt haben, werden doch ein Backup ihrer Daten machen können? Und noch was... Wer verdient hier über Bertelsmann Provisionen. Der einzige ernstzunehmende Konkurrent von Bertelsmann ist Google. Wer stellt Wissen zur Verfügung. wer erklärt den Webmastern wie man Geld machen kann. Wer erlaubt mit geringstem Eigenkapital die ersten Cent's zu verdienen. Das ist Google, nicht Lycos, nicht Compuserve nicht Aol nicht Bertelsmann. Wenn es nach Bertelsmann ginge spräche die Welt nur Bertelsmann-Sony. Wer hat die Wikipedia erfunden? Wer Web 2.0 Nirgendwo hat Bertelsmann geholfen.
 
Der Mörder von Lycos ist übrigens gefunden: Es ist natürlich Google.

Allerdings scheint mir der verlinkte Beitrag 'etwas heikel' zu sein bzw. die Überschrift so 'etwas merkwürdig'.

Aus den Aussagen von Herrn Mohn läßt sich die Artikelüberschrift jedenfalls nicht begründen.
 
Ich zwar krass für die Mitarbeiter aber wer solange rumbastelt und es nicht hinbekommt profit zu machen der muß dann auch irgendwann die Konsequenzen ziehen.
 
So - die Zerschlagung beginnt. Gestern wurde sie auf der letzten Hauptversammlung beschlossen, heute gibt es schon einen Käufer: Die Domainsparte United Domains AG geht an die United Internet AG (1&1, Web.de, GMX) - für derzeit 34 Millionen Euro bei 50 Mitarbeitern, 180.000 Kunden und 1.1 Millionen verwalteter Internetadressen.

Quelle Heise-News

Wie zu erwarten - eine Marktkonsolidierung. Ich bin mal gespannt, wie lange die Marke eigenständig weiterlebt oder ob die Marke irgendwann einmal aufgegeben wird.
 
Zurück
Oben