Abmahnung wegen schlechter Kritik ?

Blubablub

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Hallo,

da ich leider rechtlich nicht besonder bewandert bin - möcht ich hier mal die Experten zu fragen:

Anfang dieses Jahres kam per Post ein (angeblicher) Gewinn ins Haus geflattert, welcher eine Reise beinhaltet. Ein kurzer Blick ins Internet unter dem Namen des Anbieter lies erstes Misstrauen aufkommen. Es scheint alles dafür getan zu werden um einen vertrauenswürdigen und seriösen Eindruck zu hinterlassen, aber es finden sich jedoch mehrer Anzeichen in Foren dass hier eine typische Kaffefahrt / Abzocke von gutläubigen Menschen stattfindet.

Man findet auch sehr viele Menschen die auch diese (angebliche) Reise gewonnen haben - und es finden sich im Netz auch einige Threads in verschiedenen Foren und Frageplattformen. Hier werden sogar einige (recht ausführliche) Reiseberichte veröffentlicht. Betrachtet man die User die diese Berichte veröffentlichen aber genau so sind diese alle fast ausnahmslos gefälscht (ein paar "schein posts" - ein Tag später den Bericht und dann nie wieder was). Die Firma / der Reiseveranstalter versucht also gezielt auch im Web, die "Gewinner" zu manipulieren um Sie dazu zu bewegen die Reise anzutreten. Einen ehrliche (vertrauenswürdigen) Reisebericht konnte ich noch nicht ausfindig machen, ich denke dass diese gelöscht werden oder es bis jetzt noch niemand dokumentiert hat?

Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mich für diese Reise angemeldet und möchte alles ganz genau dokumentieren. Was wird versprochen - was wird geleitestet, wie sind die zustände usw. Dazu möchte ich auch Fotos anfügen (sollte Personal / andere Reisende darauf erkenntlich sein, werde ich diese zensieren, um Probleme zu vermeiden).

Anschließend werde ich eine kleine Seite zu dem ganzen online stellen auf der ("betroffene") sich austauschen können und wo eindrücklich vor dem antritt der Reise gewarnt wird.

Inwieweit kann ich damit Probleme kriegen ? Dem Reiseunternehmen wird das sicherlich nicht gefallen, da an dieser Betrugsmaschiene wohl einige Menschen sehr gut verdienen. Ist die Nennung des Anbieters (namentlich), sowie die veröffentlichung des Reiseberichts ein rechtliches Problem ? ....

Ich würde ich über erste Anregungen freuen.
 
wenn du dich dabei nur an tatsächliche Tatsachen hältst, ist das kein Problem.
 
Es ist m.E. nach völlig egal, was Du schreibst. Völlig egal, ob Du die Wahrheit schreibst oder lügst wie gedruckt.

Wenn derjenige will, daß er dir Ärger macht, daß Du deine Domain vom Netz nimmst, dann verklagt er dich.


Und wenn sich damit hohe Gewinne einfahren lassen, dann werden sich auch Anwälte dafür finden lassen, die dich verklagen, die gegen eine Verurteilung in Revision gehen.

Ich persönlich halte es für ziemlich zweckfreie Zeitverschwendung, da den Rächer der Enterbten spielen zu wollen. Weise eine Verbraucherschutzzentrale o.ä. darauf hin, die haben eventuell die entsprechenden Mittel.

Aber als idealistischer Einzelkämpfer wirst Du da entweder verlieren - oder gewinnen und niemand wird es bemerken.
 
Grundsätzlich sind Meinungen erlaubt, es gibt aber rechtliche Limiten. So darf z.B. nie eine allgemeine Schlussfolgerung gezogen werden wie "Warnung, Finger weg, oder ähnlich". Bist du in der selben Branche tätig riskierst du zudem einen Prozess bezüglich unlauterem Wettbewerb (hier sollte man gänzlich auf "Erfahrungen" verzichten).

Erlaubt: Ich war mit dem Produkt xyz nicht zufrieden.
Verboten: Achtung, das Produkt xyz darf nicht gekauft werden.
Verboten: Als Konkurrent ein Produkt der Konkurrenz schlecht reden.

Faktisch kommt es nur dann zum Rechtsstreit, wenn eine andere Partei einen finanziellen Schaden erleidet der nicht tragbar ist oder sich ungerecht behandelt fühlt (z.B. wenn die Wahrheit verdreht wurde).
 
QUOTE (Marc Schuler @ Di 20.07.2010, 10:45)Faktisch kommt es nur dann zum Rechtsstreit, wenn eine andere Partei einen finanziellen Schaden erleidet der nicht tragbar ist oder sich ungerecht behandelt fühlt (z.B. wenn die Wahrheit verdreht wurde).

Wenn mich das Web eines gelehrt hat, dann dies:

Problematische Leute setzen Rechtsmittel gezielt als Druckmittel ein, um andere mundtot zu kriegen.

Da wird natürlich nicht sofort geklagt, sondern erst abgemahnt - siehe auch die Abmahnung wegen dem hiesigen Thread durch Frau G.

Als das dann vor einen Richter ging, wurde das rasch zurückgezogen - aber bis dahin darf man die Nerven nicht verlieren.

Und die Gefahr, daß man selbst irgendwo überzieht und sich damit irgendein 'berechtigter Aufhänger' ergibt, ist bei solchen Dingen einfach sehr groß, zu groß, als daß es sich lohnen würde, da Zeit zu investieren.


Man kann seine eigene Zeit einfach mit anderen Dingen sinnvoller verbringen.
 
QUOTE (Jürgen Auer @ Di 20.07.2010, 11:13) Als das dann vor einen Richter ging, wurde das rasch zurückgezogen - aber bis dahin darf man die Nerven nicht verlieren.

Wobei das Risiko besteht, dass die klagende Partei tatsächlich das Ganze vor das Gericht bringt und wenn da erst einmal Recht zugesprochen wird, zahlt der Gegner sowohl die Gerichtskosten und wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in einem Zivilprozess Schadensersatz zahlen müssen (abgeleitet durch den Strafprozess). Bei Rechtsstreitereien ist es so, dass in den meisten "solchen" Fällen die Partei gewinnt, die etwas mehr Kapital zur Verfügung hat. Ich kenne Fälle da wurde bewusst von einem Grosskonzern eine andere Firma verklagt und das zog sich über Jahre hin. Am Schluss zahlten beide Firmen rund 1 Mio an Kosten.

Man darf auch nie vergessen, dass die Rechtsschutzversicherungen meist das Internet in den Bestimmungen ausschliessen, sprich da kaum Versicherungsleistungen bezahlt werden.

Was man auch nie vergessen darf, eine Abmahnung ist ein Mittel um einen Prozess zu vermeiden. Die Kosten für eine Abmahnung sind nichts im Gegensatz zu einem Prozess.
 
Stimmt ja alles.

Aber deshalb würde ich solche Risiken nur eingehen, wenn es um mein eigenes Geschäft geht.

Nicht, wenn es nur darum geht, irgendein Fehlverhalten von jemandem aufzudecken.


Im Internet gibt es tonnenweise problematische, schräge, kritische Angebote. Da will zumindest ich nicht 'um der Ehre willen' finanziell viel riskieren.
 
Ich finde das eine gute Idee auch wenn Du damit vielleicht nur "Ehre" verdienen kannst. Ist doch auch was.
 
QUOTE wenn da erst einmal Recht zugesprochen wird, zahlt der Gegner sowohl die Gerichtskosten


wenn dem gegner bis dahin nicht die puste ausgegangen ist.
http://www.n-tv.de/ratgeber/steuernrecht/P...cle1086526.html


QUOTE Bevor man einen Prozess anstrengt, empfiehlt es sich zu prüfen, ob sich der Gegner einen Verlust überhaupt leisten kann. Wird er nämlich zahlungsunfähig, bleibt der Kläger auch bei einem erfolgreichen Prozess auf seinen Kosten sitzen und muss darüber hinaus auch noch alle Gerichtskosten tragen.



recht haben bzw. bekommen ist nix wert, solange der gegner kein geld hat.

(oder andersrum: nur wer kein geld hat, kann sich unrecht leisten
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)
 
QUOTE (Duvi @ Di 20.07.2010, 16:41) dem gegner bis dahin nicht die puste ausgegangen ist.
http://www.n-tv.de/ratgeber/steuernrecht/P...cle1086526.html

Es geht hier nicht um einen Zivilprozess, dein Link beinhaltet genau eine solche Problemstellung.
Das was der Threaderöffner im übrigen vor hat, ist ein Delikt unter Vorsatz der ganz böse enden kann (ob jemand ein Betrüger ist oder ähnlich entscheidet immer ein Richter, dies ist der Hauptpunkt der gerne vergessen wird im Internet - beschuldigt man jemanden z.B. des Betrugs so können Persönlichkeitsrechte tangiert werden und entsprechende Ansprüche durch den Geschädigten entstehen).

Übrigens: Welche ältere Person surft im Internet und nimmt gleichzeitig bei solchen Kaffeefahrten teil?
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Hallo,

ich möchte an dieser Stelle und zu diesem Thema mal einhacken. Habe eine Seite auf der Restaurants gelistet sind, nun habe ich mit einem Gastronom "Probleme".

Die Restaurants werden etweder von den Besuchern oder aber von den Gastronomen vorgeschlagen und können dann kommentiert und bewertet werden.

Jetzt hat das bestimmte Restaurant wohl zu "Recht" einige negative Kritiken erhalten und der Gastronom möchte dass das komplette Restaurant raus gelöscht wird.

Ich habe mich mal ein bisschen im www umgeschaut und gesehen das dieses Restaurant noch bei zig anderen Seiten zu finden ist, ebenfalls nicht so gut bewertet.

Die negativen Bewertungen bei mir sind nicht persönlich sondern doch eher sachliche negative Bewertungen.

Hat dieser Gastronom das Recht, dass ich seine Restaurantseite bei mir lösche? Das Problem für Ihn ist, dass ich mit dem Restaurantnamen und meiner Seite bei google sehr gut ranke?!

Vielen dank für eure Einschätzung

Basti
 
QUOTE (Basti24 @ Mi 21.07.2010, 12:54)Hat dieser Gastronom das Recht, dass ich seine Restaurantseite bei mir lösche? Das Problem für Ihn ist, dass ich mit dem Restaurantnamen und meiner Seite bei google sehr gut ranke?!


Das hängt davon ab, was konkret geschrieben wurde.

Das hängt davon ab, wie klagefreudig das Restaurant ist und wie dick da der Geldbeutel ist.

Das hängt davon ab, wie gut gefüllt dein Geldbeutel ist, ob Du dir eine gerichtliche Auseinandersetzung und das Risiko einer Niederlage vor einem Landgericht leisten kannst.


Wer im Web solche Portale anbietet, auf denen andere Bemerkungen ablegen können, muß im Zweifelsfall mit solchen Problemen rechnen und sollte auch das notwendige Kleingeld (2000 - 10.000 Euro) haben, um so etwas im Zweifelsfall durchstehen zu können.

Ansonsten bitte die Finger von Online-Projekten lassen.


Meine Firmenkunden machen jedenfalls solche Dinge nicht, ich weiß schon, weshalb ich von vielen dieser 'user generated' - Plattformen die Finger lasse. Keine Einnahmen und das Risiko von Scherereien.
 
QUOTE (Jürgen Auer @ Mi 21.07.2010, 13:16) Keine Einnahmen

spätestens wenn der Fall eintritt merkt man, das etwas nicht richtig läuft und man sollte das Projekt abstoßen
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Aber User Gerated Content kann richtig eingesetzt auch den Gegenteiligen Effekt haben
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QUOTE Hat dieser Gastronom das Recht, dass ich seine Restaurantseite bei mir lösche?

Vermutlich nicht. In der Regel spekulieren die Firmen schlicht darauf das sie mit einem Bluff durchkommen und sich so verhalten wie Jürgen es machen würde.
Ich persönlich gehe das Risiko ein mich verklagen zu lassen, wenn ich mir sicher bin, soweit man das sein kann, das ich im Recht und zwar auch wenn der Gegner über mehr finanzielle Mittel verfügt als ich. Das ist auch eine Frage der Rechtshygiene, bestimmte Firmen versuchen sich mit Hilfe ihrer finanziellen Ressourcen, rechtsfreie Räume zu schaffen.
Wobei ich zugebe das man sich das auch leisten können muss.
Wenn ich eine solche Website betreiben würde ich grundsätzlich prüfen oder prüfen lassen in welchem Rahmen eine Kritik zulässig ist. Und wenn sich die Kritiken mutmaßlich im erlauben Rahmen bewegen, würde ich eventuellen Klagen gelassen gegenüber stehen.

PS:
aus Intersse kurz mal gegooglet:
http://www.dehoga.org/mdm.nsf/55f38ee9344f...f3?OpenDocument
Ohne es gegengeprüft zu haben, scheint das Risiko doch ünberschaubar
 
Danke für Eure Antworten

@kabir - ja das witzige ist meines Erachtens, solange die Besucher der Restaurants nur positives schreiben hofieren dich die Gastronomen wie verrückt, auch nehmen viele Gastronomen eine berechtigte Kritik sehr ernst und sind dankbar dafür. Nur manche eben nicht, immer wieder verwunderlich.

Es geht ja auch nicht immer um Klagen und verklagen. Es versteht sich von selbst, dass ich Kritik die einfach unter die Gürtellinie gehe ohne jeglichen Kommentar lösche, aber wenn jemand schreibt "mir kommt es so vor, als würde einfach fertige Packungssoße benutzt werden, das ist traurig" schreibt ist das für mich keinerlei Kritik die eine Klage rechtfertigt.
 
Bezüglich Restaurant: Vergesst bitte nicht, dass dort meist nur die Pächter wechseln (nicht der Restaurantname) und so ein neuer Pächter massiv darunter leiden kann.
 
Keine Frage. Aber der Ruf eines Restaurants ist natürlich Teil des Geschäftswerts. Das heißt wenn ich eine Restaurant übernehme muss ich mir sehr genau überlegen ob ich es unter diesen Namen weiterführen möchte. Das ist aber ein generelles Problem das es auch in der Offline Welt gibt.
Natürlich muss in der veröffentlichen Kritik stehen wann der Besuch stattgefunden hat.
Wenn ich mich an solchen Kritiken orientiere sind natürlich für mich die aktuellen Kritiken von größerer Bedeutung. Ich bin ja als Leser auch in der Lage Bewertungen zu relativieren.
Praktisch ein größeres Problem sind die gefakten positiven Kritiken, wenn die gut gemacht sind ist das kaum zu erkennen.
 
@kabir

ja da gebe ich dir recht, das versuche ich aber dadurch zu verhindern, dass ich mir die ip - adresse der kommentare bzw. bewertungen etwas genauer anschaue. da ich mit vielen gastronomen ja kontakt habe - sehe ich so schon manchmal dass eben dieser kommentar welcher positiv ist vom gastronomen stammt.

oder aber auch ein restaurant bekommt einen total schlechten kommentar - drei minuten später ein anderes einen super positiven - solche bewertungen werden von mir auch ohne kommentar gelöscht...
 
Also erstmal: ich finde gut, dass du die Leute darauf aufmerksam machen möchtest!

Gegen einen Erfahrungsbericht oder Meinung/Kommentar kann sicherlich nichts einzuwenden sein!#
Noch steht die Presse-/Meinungsfreiheit darüber.

Aber wenn die dich ärgern wollen, verklagen die dich oder schicken ne Abmahnung!
Da hast du erst einmal Kosten und Stress.

Nutze doch die Vorteile des Internets:

- Webspace/Server im Ausland (darüber denke ich auch nach)
- nutze einen kostenlosen Foren- oder besser Bloganbieter
- Facebook?
- Twitter?

die Möglichkeiten sind unbegrenzt ...
 
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